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Kleidung und Qualität – Ein Beitrag zur Nachhaltigkeit

Geneigte Leser. Ich finde, ein Blog wie dieser sollte nicht nur das Tagesgeschehen widerspiegeln, sondern auch Interessante Inhalte liefern. Und so habe ich beschlossen, in diesem Artikel ein paar Worte über Qualität bei Kleidung zu schreiben.

Viele Grüße

Jessica

Qualität als Beitrag zur Nachhaltigkeit

Wenn von Nachhaltigkeit gesprochen wird, meint man zumeist die Verwendung von nachhaltigen Rohstoffen.  Das ist aber nicht der einzige Aspekt. Verfolgt man ein Kleidungsstück von der Produktion bis zur Entsorgung, so kann man sagen: Je länger es bei uns hält, desto besser ist das für die Umwelt. Kann z.B. ein T-Shirt doppelt so lange getragen werden, sparen wir die Energie für
Rohstofferzeugung, Erstellung, Verschiffung, Verkauf, Versand/Abholung und Entsorgung des zweiten T-Shirts, daß wir statt dessen gekauft hätten.
Eine hohe Qualität ist also ein wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeit.

Die “ollen” Klamotten kannst Du doch endlich mal wegschmeißen!

In der älteren Generation ist es häufig selbstverständlich, dass Kleidungsstücke teilweise sehr lange halten und auch geflickt werden, manchmal auch länger als es den Jüngeren lieb ist. Wer kennt nicht den Satz “Die ollen Klamotten kannst Du doch endlich mal wegschmeißen!“. Nun ja, das Thema Mode hier anzusprechen, würde wahrscheinlich den Rahmen sprengen. Ich finde, hier sollte jeder selbst entscheiden, wie lange er seine Kleidung toll findet und tragen möchte.

Trotzdem halte ich es für sinnvoll, sich mit dem Thema Qualität kritisch auseinanderzusetzen. Wann “darf” ein Kleidungsstück ausgedient haben, wie lange muss es halten? Ist weniger nicht manchmal mehr?

Prima, aber woran erkenne ich Qualität?

Für den Laien ist es nicht ohne weiteres erkennbar, ich möchte im Folgenden ein paar Dinge zeigen, auf die man achten kann. Es gibt sicherlich mehr Qualitätskriterien, ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Qualität der Nähte

Wenn man sich moderne Kleidungsstücke so anschaut, ist das schon beeindruckend: Fast alles wird heutzutage mit Overlock-Nähten zusammengenäht. Die feingezackten Overlock-Nähte sind unglaublich dehnbar und robust. Eigentlich sollten sie sehr lange halten.

Allerdings werden Overlocknähte in der Industrie mit sehr hohen Geschwindigkeiten verarbeitet, 6000 Stiche in der Minute sind keine Besonderheit. Beim Vernähen muss sich die Näherin nur um wenige Millimeter vertun und die Stoffteile nicht 100%ig aufeinander legen und schon halten die Nähte nicht mehr zusammen und früher oder später kann die Naht aufreißen.

Qualitativ schlechte Overlocknaht
Qualitativ schlechte Overlocknaht bei einem Marken-T-Shirt

Diese Stellen kann man beim Kauf eines Kleidungsstücks nur schwer erkennen. Wenn Ihr Kleidung kauft, könnt Ihr aber bewusst auf die Nähte achten. Sind sie sauber gearbeitet? Hängen Fäden herunter?

Stoffqualität und Gewicht

Die Qualität und das Gewicht des Stoffes ist ein wesentlicher Einflussfaktor. Nehmen wir als Beispiel ein T-Shirt.  Je dicker und hochwertiger der Stoff ist, desto robuster und langlebiger ist er.  Minderwertige Stoffe erkennt man daran, daß sie nur unregelmäßig gewebt sind. Bei weißen T-Shirts kann man unregelmäßige Stoffe gut erkennen, wenn man sie gegen das Licht hält.

Dünner Stoff
Der Stoff war zu dünn und ist eingerissen

Das Stoffgewicht ist bei T-Shirts üblicherweise in Gramm pro Quadratmeter (g/m²) angegeben. In der folgenden Tabelle findet Ihr ein paar Beispiele:

  • Marken-T-Shirt in der leichten Qualität: 145g / m²
  • Mittlere Qualität: 170g / m²
  • Hohe Qualität: 200g / m²
  • Zum Vergleich: Stoff in der Fachhandelsqualität hat häufig ein Gewicht von 210g / m²

3 Mal gewaschen und immer noch zu kurz

Ich denke, jeder hat sich schon mal gewundert, daß manche Kleidungsstücke nach der ersten Wäsche kürzer werden. Klar, es gibt eine Waschanleitung die angibt wie gewaschen werden muss.

Aber was viele nicht wissen, ist dass insbesondere Naturfasern wie Baumwolle oder Wolle nach der ersten Wäsche immer etwas einläuft. Der Fachmann oder die Fachfrau nennen das “Resteinsprung”.  Der Resteinsprung ist Prozentual angegeben – Je größer die Kleidungsstücke sind, umso stärker laufen sie ein.

Das Einlaufen ist in vielen Fällen nicht weiter störend, aber wenn die
Klamotten gerade so passen, kann es sein daß sie mit der ersten Wäsche zu kurz sind. Das ist insbesondere ärgerlich für all diejenigen, die immer an der Grenze einer Konfektionsgröße kaufen müssen. Mein Mann ärgert sich regelmäßig mit diesem Problem herum.  Aber es gibt auch Kleidung (z.B. T-Shirts) zu kaufen, bei denen werden die Stoffe vor der Verarbeitung vorgewaschen. Zumeist werden diese als “Pre-Shrunked” oder “Pre-Shrunk” bezeichnet und laufen nur noch wenig ein.

Ihr könnt bewusst beim Kleidungskauf auf “Pre-Shrunked” achten oder im Fachhandel danach fragen.

Wenn doch mal was kaputt geht

Auch die beste Näherin macht mal einen Fehler und es kann immer mal eine Naht schlecht genäht sein. Wenn dann etwas kaputt ist, ärgert sich der Kunde und der Händler muss Gewährleistung geben. Die Näherinnen oder der Fachhandel aus der Region wird sich den Schaden anschauen und reparieren. Wenn Ihr allerdings etwas im Discounter gekauft habt, dann werden die alten Kleidungsstücke wahrscheinlich weggeschmissen. Das ist schade für die Umwelt und das eingesetzte Material.

Ein Plädoyer für die kleinen Nähshops

“Products with love” ist der Slogan des Onlineshops Dawanda. Ich finde, dieser Slogan entspricht sehr gut dem, was viele Mitnäherinnen durch selbstgenähte Kleidungsstücke bieten: Hier hat sich jemand Gedanken gemacht und bietet Euch Kleidung an, die mit Liebe gestaltet und verarbeitet ist.
Nachhaltigkeit fängt bei einer hohen Verarbeitungsqualität an!